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Sinn und Zweck echter Wissenschaft

Verschmelzung Gehirn mit Wissenschaft und Kunst

Von Hans Kaegelmann


Wie in vielem anderen ist auch in der Wissenschaft allerhand verbesserungs- und ergänzungsbedürftig. Wissenschaft als systematisiertes Bemühen um Erkenntnis dient wie diese dem Zweck der Orientierung. Orientierung ist nötig, um im Leben durchzukommen und sich zu entfalten. Nur wenn genügend Orientierung stattgefunden hat, kann empfohlen werden, was brauchbar gemacht werden sollte. Somit ist der Hauptzweck der Wissenschaft ihr ethischer: die Empfehlung des zu Machenden. Im Gegensatz dazu wurde in der neuzeitlichen Wissenschaft im Unterschied zu Religion und Philosophie Ethik als etwas angeblich nicht Wissenschaftliches aus der Wissenschaft hinauskatapultiert, was als Irrtum zu korrigieren ist. Dies wurde inzwischen bereits mit der Bildung von Ethikkommissionen begonnen.

Richtig wurde wissenschaftlich erkannt und praktiziert, dass komplex Zusammenhängendes in seine Teile zu zerstückeln und zu analysieren ist, um wissenschaftliche Erkenntnis zu ermöglichen. Demgemäß wurde die neuzeitliche Wissenschaft zur analytischen Wissenschaft, deren ursprüngliche Universalität in viele Wissenschaftsdisziplinen zerstückelt ist. Falsch ist jedoch, sich im wesentlichen auf diese eine Seite der Wissenschaft zu beschränken und nicht auch die zugehörige zweite Seite hinzuzufügen, nämlich das Zerstückelte wieder zusammenzufügen und so zu genügend orientierenden Gesamterkenntnissen zu kommen.

Analytisch können nur viele Einzelheiten erkannt werden, deren Beziehungen, übergeordnete Beziehungsgefüge, Ganzheiten und Gesamtheiten aus Teilen und Ganzheiten jedoch nicht. Zum analytischen Denken muss sowohl in der Wissenschaft wie im praktischen Leben integrales zusammensichtendes und zusammenfügendes Denken hinzutreten. Erst mittels dieser Denkweise kann die vielbeklagte Unübersehbarkeit der Unmasse detaillierter wissenschaftlicher Erkenntnisresultate überwunden und aus der nicht mehr geistig assimilierbaren Vielfalt des wissenschaftlich Ermittelten die Gesamterkenntnis des Wesentlichen herausgefiltert werden. Derzeit arbeiten die Vertreter der verschiedenen Wissenschaften so nebeneinander her, dass sie das, was Vertreter anderer Wissenschaften produzieren, nicht mehr beurteilen können und wollen. So ergab sich eine Art Wissenschaftschaos, das bereits der Volkswitz kommentierte:

„Ein Experte oder Fachidiot ist einer, der von immer weniger immer mehr weiß, bis er schließlich von nichts alles weiß.“


Der in Fachdisziplinen zerstückelten Wissenschaft ist nicht nur analytisch, sondern auch integral vorgehende interdisziplinäre Wissenschaft hinzuzufügen. So wird nicht eine andere Wissenschaft oder etwas anderes als Wissenschaft betrieben, sondern in der Wissenschaft wird das entwickelt, was in ihr bisher unterentwickelt ist. Dies ist das Hauptanliegen der Internationalen Gesellschaft für interdisziplinäre Wissenschaften.

Im Zuge der Entwicklung von bisher Unterentwickeltem ist auch noch manches andere Unterentwickelte besser zu entwickeln. Dies trifft sogar für der Wissenschaft Grundlegendstes zu. Dass die Aufgabe der Wissenschaft Orientierung ist, wurde vielfach vergessen oder unzureichend bewertet. Üblich wurde ein äußerst gefährlicher Irrtum: dass nämlich die Wissenschaft auf einen angeblich unstoppbaren Neugiertrieb zurückzuführen sei, der sich austoben müsse, egal was dabei, Heil oder Unheil, herauskomme. Mit diesem unheilvollen Neugiertrieb wird dann auch jede noch so schädlich wirkende Erfindung motiviert, anstatt wissenschaftlich zu „analysieren“, welche Erfindungen brauchbar und welche schädlich, somit nicht zu realisieren sind. Dieser verhängnisvolle derzeit überwiegend herrschende Wissenschaftsglaube ist ein Irrtum: Weder ist der Neugiertrieb unstoppbar, noch nicht in zweckmäßige Bahnen zu lenken und so zu sublimieren. Noch ist dieser oberflächliche einfältige Neugiertrieb das, was Wissenschaft, ebenso wie ihre Vorgängerinnen Religion und Philosophie, hervorgebracht hat. Vielmehr entstand das Erkenntnisbedürfnis aus der erschauernd erlebten Verwunderung über das Wahrgenommene und dem mangelnden Verständnis seiner Bedeutung, seines Wesens und seiner Entstehung. Dieses Verständnis zu fördern, ist der Zweck echter Wissenschaft.

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